Wahrscheinlich hast du dich schon öfters gefragt, für was ein virtueller Server (auch vServer oder engl. VPS genannt) eigentlich gut ist.
Die meisten vServer werden sicher dazu verwendet, um eigene Webseiten zu hosten.
Sie sind günstig, schnell & laufen rund um die Uhr…
Weshalb sie eine der besten Möglichkeiten darstellen, um eine Website zu niedrigen Kosten zu betreiben & sich immer größerer Beliebtheit erfreuen.
Doch abseits von ganz normalem Webhosting kannst du mit einem virtuellen Server auch noch ganz andere Dinge anstellen.
In diesem Artikel verrate ich dir 5 Anwendungen, für die du deinen virtuellen Server sonst noch nützen kannst:
#1 Eigener Cloudserver für wichtige Dateien und Mails
Wahrscheinlich benutzt du bereits einen Cloud-Service wie Google Drive oder Dropbox.
Deine privaten Dateien werden dabei aber auf einem fremden Server gespeichert und unterliegen meist dem amerikanischen Datenschutzgesetz.
Mit Owncloud kannst du deine Dateien abspeichern & überall bearbeiten
Falls du also Bedenken um deine Privatsphäre hast, bietet ein virtueller Server die Lösung:
Mit einem vServer kannst du deinen ganz persönlichen, privaten Speicher in der Cloud erstellen. Mit frei erhältlichen Open-Source Programmen wie Owncloud geht die Einrichtung innerhalb von Minuten.
Danach kannst du:
- Dateien zwischen verschiedenen Geräten synchronisieren
- deine Kontakte, Kalendereinträge oder E-Mail abspeichern
- Dokumente in der Cloud bearbeiten oder mit anderen teilen
Also im Grunde (fast) alles, was auch mit Google & Co möglich ist – jedoch hast du jederzeit die volle Kontrolle über deine Daten.
Natürlich sind auch automatische Backups ohne Probleme realisierbar.
Mit den verfügbaren Erweiterungen ist es sogar möglich, deine eigene Musikkollektion hochzuladen und sie dann auf anderen Geräten abzuspielen.
Außerdem gut zu wissen: Owncloud ist mit zahlreichen Betriebssystemen kompatibel, auch für Smartphones gibt es viele verschiedene Apps, mit denen du von überall auf deine Dateien zugreifen kannst.
#2 Gameserver für Minecraft & Co
Neben herkömmlichem Webhosting kannst du mit einem VPS natürlich so gut wie alles machen, was auch mit einem vollwertigen Server möglich wäre.
Zum Beispiel ist es möglich, einen Minecraft-Server mit deinen Regeln zu erstellen – oder ihn schlicht & einfach für junge Spieler in deinem Bekanntenkreis abzusichern.
Natürlich hast du auch die Möglichkeit, IRC-Chats oder private Teamspeak Server aufzusetzen, um sie für dich und deine Freunde zu nutzen.
Sehr praktisch: Ein kleiner VPS eignet sich meist für mehrere Anwendungen gleichzeitig. Ich betreibe auf einem 5€-Server von Vultr unter anderem:
- einen privaten Team Fortress 2 Server,
- Teamspeak für mich & meine Freunde
- Einen IRC Bouncer, um den Chat zu säubern
Alles läuft dabei parallel auf einem einzigen, günstigen vServer.
Manche leistungshungrige Games benötigen vielleicht einen vollwertigen Server mit mehr Leistung, doch viele kleinere Indietitel funktionieren auch mit einem virtuellen Server großartig.
#3 VPN für anonymes Surfen im Internet
In Zeiten von zunehmender Internetüberwachung durch Geheimdienste hast du vielleicht auch schon über deine Spuren im Internet nachgedacht.
Eine der besten Möglichkeiten, um dich im Netz gegen
- Verfolgung durch Dritte,
- Werbung durch Tracking-Cookies
- Hacker durch unsichere Verbindungen
zu schützen, ist ein Virtual Private Network.
Mit diesem verschleierst du deine richtige IP-Adresse und Unbefugte können deinen Standort nicht so einfach zurückverfolgen.
Eine VPN kann zwar theoretisch auch für illegale Zwecke wie Schutz vor Copyright-Anwälten beim Filesharen benutzt werden, doch angesichts der zunehmenden Überwachung ist sie auch fürs ganz normale Surfen zu empfehlen.
Mit OpenVPN ist es möglich, eine eigene VPN-Verbindung auf deinem virtuellen Server einzurichten.
Dieses private Netzwerk kannst du dann mit allen deinen Geräten verwenden.
Lade einfach den jeweiligen Client herunter (gibt es für Windows, Linux, iOS, Android, etc.) und verbinde dich mit deinem VPN-Server. Jetzt sehen andere nur mehr die IP des Servers und nicht mehr deine richtige Adresse.
Dein Standort bleibt somit anonym und auch dein Provider sieht nicht mehr, auf welche Seiten du zugreifst.
#4 Schnelle Seedbox für Torrents
Eine weitere Möglichkeit stellt der Einsatz als Seedbox dar.
Zwar kannst du BitTorrents auch mit ganz normalen Computern benutzen, doch meistens ist der Upload dann sehr viel langsamer als der Download.
Deshalb kannst du viele virtuelle Server auch als Seedbox verwenden:
- Einfach ein BitTorrent-Programm installieren und den Download starten (auch vom Handy aus möglich)
- Nachdem die Dateien fertig geladen sind, kannst du sie vom Server auf deinen Heim-Computer übertragen
Das geht in den meisten Fällen sehr viel schneller und bringt auch etwas Anonymität: andere User sehen nämlich nur die IP deines vServers und nicht deine Internetadresse daheim.
Hinweis: Viele Hostingprovider verbieten P2P-Programme auf ihren Servern, da sie natürlich auch für Copyrightverstöße benutzt werden können. Falls du also eine Seedbox einrichten willst, solltest du unbedingt vorher abklären, ob ein Anbieter das erlaubt.
#5 Lernplattform fürs Coden
Vielleicht interessierst du dich aber einfach nur fürs Programmieren & Netzwerke oder willst Linux besser kennenlernen.
Dann bietet dir ein vServer einen tollen Einstieg in die Welt der Webprogrammierung. Im Gegensatz zum Computer daheim kannst du:
- virtuelle Server innerhalb von wenigen Minuten erstellen
- einen neuen VPS starten, wenn du dir das System zerschossen hast
- das Administrieren von Linuxservern & Netzwerken in der Praxis lernen
Bei vielen Anbietern ist es möglich, deine Serverzeiten pro Minute abrechnen lassen – falls du also nur einen Nachmittag codest und den Server dann wieder herunterfährst, zahlst du nicht mehr als ein paar wenige Cent.
Pro Monat bekommst du dann schon mit 1-2 Euro weg und besitzt deinen eigenen virtuellen Server für Experimente und fürs Lernen.
Natürlich ohne irgendwelche Schäden an deinem Betriebssystem daheim befürchten zu müssen.
Was die Zukunft bringt
Zugegeben, für das Aufsetzen und Betreuen eines virtuellen Servers ist einiges an technischem Know-How nötig.
Um die Vorteile wirklich genießen zu können, solltest du Interesse für Server & ein wenig Linux-Verständnis mitbringen (oder den Willen, das Ganze zu lernen).
Solche Anblicke solltest du für die Betreeung deines vServers gewohnt sein…
VServer werden stetig billiger, weshalb die Verbreitung in den nächsten Jahren wohl noch weiter zunehmen wird.
Für den Preis eines Biers bekommst du heutzutage schon einen ganzen Monat Hosting, was angesichts der vielen Möglichkeiten einem mehr als fairen Preis darstellt.
Schon heute ist es möglich, zahlreiche Anwendungen mit nur einem Klick zu installieren – ohne Hunderte Zeilen Code schreiben zu müssen
Mit dem Internet of Things werden VPS wohl eine noch entscheidende Rolle spielen, denn die Vernetzung unseres täglichen Lebens nimmt zu.
Um möglichst vielen Menschen Zugang zu diesen neuen Technologien zu bieten, schießen momentan zahlreiche Bewegungen aus dem Boden.
Eine davon ist z.B. das Projekt Freedombox – welches versucht, die Verwaltung eines virtuellen Servers zu automatisieren – damit man so einen Server auch völlig ohne technisches Verständnis für seine Zwecke nutzen kann.
In Zukunft werden also viel mehr Menschen einen eigenen virtuellen Server nutzen können – vielleicht gehörst auch du dazu.
Falls dich diese Gründe neugierig gemacht haben, dann findest du in im Webhosting Vergleich ein paar empfehlenswerte Anbieter und eine Anleitung für alles, was du bei der Auswahl des richtigen virtuellen Servers beachten solltest.
Falls du noch andere interessante Dinge mit deinem vServer anstellst, dann kannst du sie gerne weiter unten in den Kommentaren mit anderen Nutzern teilen.